Ehemaliges Kaufhaus Joh wird komplett abgerissen

Die FNZ berichtet in ihrer Ausgabe vom 01.05.2023 über den aktuellen Planungsstand des Kaiser-Forums

Im Mai feiern Jugendliche im ehemaligen Kaufhaus Joh eine Abrissparty, in 2024 soll der tatsächliche Abriss folgen. Im Kaiserforum entstehen 45 Wohnungen, Büros und Geschäftsräume.

Friedberg – Adieau, Rolltreppe! Von diesem mit wehmütigen Erinnerungen verbundenen Bauteil des Kaufhauses Joh am Friedberger Elvis-Presley-Platz müssen die Wetterauer Abschied nehmen. Doch nicht nur sie wird zurückgebaut: Entgegen bisheriger Planungen werden auch Erd- und Kellergeschoss des Gebäudes abgerissen. Statische Gründe sprechen gegen den Erhalt, sagten Eigentümer Uwe Werkmann und Architekt Andreas Schmitt (BLFP) am Donnerstag in einer Videokonferenz.

Das Problem: Es gibt keine Baupläne vom Keller des Kaufhauses Wieland, dem Joh-Vorgänger. Welcher Stahl verarbeitet wurde, ist unbekannt, die Tragfähigkeit der Decken kann nicht berechnet werden. Schmitt: »Wir haben kein Vertrauen in die Konstruktion.« Am Abriss führt kein Weg vorbei. Dafür baue man »eine kleine Stadt in der Stadt«, die das Quartier aufwerte.

Friedberg: Kaufhaus Joh wird abgerissen
»An diesem zentralen Platz muss etwas gutes entstehen; er entscheidet über Wohl und Wehe der Kaiserstraße«, sagte Bürgermeister Dirk Antkowiak. Was ihn freut: Der Bauherr hält daran fest, einen Lebensmittel-Vollsortimenter im Erdgeschoss anzusiedeln. Es gibt eine Tiefgarage mit 38 Pkw- und 86 Fahrrad-Stellplätzen; Büro- und Gewerberäume am Elvis-Presley-Platz; 45 »attraktive« Wohnungen in drei verbundenen Baukörpern mit hellen Innenhöfen, Dachgärten und einem Dachcafé, das zur Kaiserstraße ausgerichtet wird und einen Blick in drei Himmelsrichtungen erlaubt.

Das Joh ist ein Klotz. »Wir brechen die Kubatur auf«, sagte Schmitt. Lichtdurchflutete Innenhöhe sollen entstehen. Der Trafo in der Schnurgasse kommt weg, hier entsteht ein Erschließungshof. Durch Rücksprünge in der Fassade soll die Färbergasse breiter wirken; die Stadt will hier den Rad- und Fußweg umgestalten.

Moderne Fassade und Dachcafé
Die Fassade zur Kaiserstraße erhält keine historisierenden Elemente, sondern »tanzende Geschosse«: Sie wird durch Überstände und Rücksprünge aufgelockert, greift die Straßenfluchten optisch auf. Der Eingang wird zweigeschossig sein, bietet somit ein kleine Überdachung. Die Dachterassen sind begehbar, ein Dachcafé lenkt den Blick zur Kaiserstraße, zum Elvis-Presley-Platz und weit darüber hinaus. Es werde, so Schmitt, eine »plastische Fassade«. Auch soll es keine »toten Ecken« mehr geben. Vier Treppenhäuser mit Fahrstühlen verbinden die Geschosse. Der Baukörper besteht aus drei »Fingern« mit unterschiedlichen Höhen. Dadurch entsteht eine vielfältige Dachlandschaft. Der Wohnturm in der Mitte ist mit sieben Geschossen der höchste Trakt (etwas höher als das alte Gebäude). Auf dem Dach wird »Urban Gardening« eingerichtet, ein grüner Dachgarten entsteht.

Der Keller im Tiefgeschoss wird vergrößert, auch auf die Gefahr hin, dass die Archäologen hier fündig werden. Die 86 Fahrradstellplätze (gegenüber 38 für Pkw) sind laut Schmitt auch eine »Botschaft« und folgen einem Trend: Für hochwertige E-Bikes sind gute Abstellplätze nötig, erreichbar auch mit Aufzug.

Das Kaiser-Forum in Zahlen
36,5 Millionen Euro investiert die Werkmann-Gruppe in den Wohn- und Geschäftskomplex. Die Nutzfläche beträgt 12 700 Quadratmeter, je 1400 entfallen auf Handel und Büros, knapp 4000 auf die 45 Wohnungen, 2300 auf die Tiefgarage und 100 auf die Touristen-Info der Stadt. Für das Dachcafé sind 190 Quadratmeter vorgesehen plus einer 120 Quadratmeter großen Freifläche mit Blick über die Wetterau.

Abrissbagger könnten Ende des Jahres anrücken
Wie es weitergeht, erläuterte Uwe Werkmann. Anhand des Entwurfs schließen Bauherr und Stadt einen städtebaulichen Vertrag, im Sommer folgt die Offenlage. Nach den Abwägungen im Herbst könnte Ende des Jahres Planungsrecht vorliegen. Dann rücken die Abrissbagger an.

Bis dahin wird der alte Joh bespielt. Am 5. Mai wird hier über den »Friedberger Weg« diskutiert. Am 12. und 13. Mai lädt der Juka-Verein junge und jung gebliebene Leute zur Abrissparty »KW 46« ein, und wenn es Anfang Juli wieder heißt »Friedberg spielt!«, eröffnet der Spieleverlag Pegasus dort einen Pop-up-Shop. (Jürgen Wagner)

https://www.fnp.de/lokales/wetteraukreis/friedberg/komplett-abgerissen-ehemaliges-kaufhaus-joh-wird-92243735.html

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